Michel Kaufmann
Zeichen & Symbole
Zeichen und Symbole begleiten uns auf Schritt und Tritt. Ob nun spirituell aufgeladen oder ganz profan am Straßenrand – sie stellen etwas dar, sie bedeuten Aufklärung, Erklärung, Orientierung. Ein Zeichen – das ist etwas, das auf etwas anderes hindeutet. Ein Symbol ist etwas Sinnbildliches, etwas, das Bedeutung trägt. Und ja, beide sind zuweilen auch Ausdruck von Dingen, die wir eigentlich gar nicht begreifen, nicht bezeichnen können. Manchmal, so sagt man, geschehen eben noch „Zeichen und Wunder“. Vor allem aber sind Zeichen und Symbole essenziell für die menschliche Kommunikation.
Für die Philosophen der Antike war Sprache selbst ein Zeichen. „Die gesprochenen Worte sind die Zeichen von Vorstellungen in der Seele und die geschriebenen Worte sind die Zeichen von gesprochenen Worten“, schrieb Aristoteles.
So wie nun die Schriftzeichen nicht bei allen Menschen dieselben seien, so seien auch die Worte nicht bei allen Menschen dieselben. „Aber die Vorstellungen in der Rede, deren unmittelbare Zeichen die Worte sind, sind bei allen Menschen dieselben und ebenso sind die Gegenstände überall dieselben, von welchen diese Vorstellungen die Abbilder sind.“
Goethe fasste das Symbol als „aufschließende Kraft“ auf, die im Besonderen das Allgemeine und im Allgemeinen das Besondere darzustellen vermöge: „Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild.“
Zeichen und Symbole – das sind nahezu universelle Möglichkeiten, etwas auszudrücken. Schriftzeichen dienen uns nicht nur zur Übermittlung von Sprache, sondern vielmehr zur Bewahrung von Gedanken. Und wenn zwei Menschen nicht dieselbe Sprache sprechen, so kommunizieren sie mit Händen und Füßen – sie geben einander Zeichen. Und sind nicht die heute allgegenwärtigen Emojis ein Zeichen dafür, dass diese Art der Kommunikation universell ist?
Kultur auf der Spur lädt in dieser Saison dazu ein, den Zeichen zu folgen und auf Entdeckungstour zu gehen: Wo verwenden wir Zeichen und Symbole? Was stellen sie dar? Welcher tiefere Sinn verbirgt sich dahinter? Fühlen Sie sich – nicht nur symbolisch – dazu eingeladen, mit uns diesen und vielen weiteren Fragen nachzugehen!
Vorträge Herbst 2024 / Frühjahr 2025
Veranstaltungsort ist das Bibliothekszentrum Klosterbau, Augustinergasse 8, 61169 Friedberg
Eintritt an der Abendkasse: 10 €, Mitglieder: 5 €, Schüler*innen und Auszubildende haben freien Eintritt.
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Kunstphilosophie
Dr. Stefan Scholz
Haus am Dom Frankfurt23. September 2024
Montag 19:30 UhrÜberall Zeichen - Hier und da Symbole
Zeichen verweisen auf etwas
oder jemand anderes.In Symbolen bringt sich eine unsichtbare
Wirklichkeit sichtbar zur Erscheinung.Menschen gebrauchen immer
und überall Zeichen.Symbole schließen dem,
der sie zu erkennen vermag,
neue Dimensionen der Wirklichkeit auf.Ein Abend, an dem wir in eine Welt voller Bilder von Zeichen und Symbolen eintauchen, um nach diesem Abend die Welt mit anderen Augen zu sehen.
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Programmiersprachen
Prof. Dr. Bernd Ulmann
FOM Hochschule Frankfurt14. Oktober 2024
Montag 19:30 UhrProgrammiersprachen: Mehr als Zeichen und Symbole, die unsere Welt am Laufen halten...
Unsere moderne Welt ist ohne Computer nicht denkbar - nahezu kein System kommt mehr ohne einen Computer aus. Das gilt für große Systeme wie kritische Infrastrukturen (Strom, Wasser, Kommunikation) ebenso wie für kleine, vom Automobil bis hin zum einfachen Küchengerät. Still und leise haben Computer in den vergangenen Jahrzehnten jede denkbare und viele undenkbare Nischen eingenommen und sich unentbehrlich gemacht. Woher "weiß" ein Computer, was er zu tun hat? Er muss programmiert werden, und das geschieht mit Hilfe von Programmiersprachen - künstlichen Sprachen, welche die Kluft zwischen dem in der Regel komplexen zu lösenden Problem auf der einen und dem letztlich doch sehr einfachen Computer auf der anderen Seite überbrücken müssen. Programmiersprachen sind aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken und haben mittlerweile einen mindestens ebenso großen Einfluss auf unsere Welt wie natürliche Sprachen. Grund genug, einen genaueren Blick auf unsere Programmiersprachen zu werfen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
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Buchdruck
Achtung Veranstaltungsort: Buchhandlung Bindernagel
Prof. Dr. Jürgen Wolf
Philipps-Universität Marburg28. Oktober 2024
Montag 19:30 UhrDie Erfindung des Buchdrucks - Medienrevolution mit alten Texten?
Mitte des 15. Jahrhunderts verändert sich die Welt: Johannes Gutenbergs Erfindung – der Druck mit beweglichen Lettern – ist so weit perfektioniert, dass erstmals umfängliche Bücher mechanisch vervielfältigt werden können. Was uns heute als Medienrevolution erscheint, hatte in der Perspektive Gutenbergs und seiner Zeitgenossen jedoch eine ganz andere Dimension, denn Gutenberg ging es darum, handschriftliche Bücher einfacher, schneller und vor allem besser herstellen zu können. Es überrascht deshalb auch nicht, dass sich die ältesten Druckprodukte sowohl auf der visuellen als auch auf der textuellen Ebene durch nichts von gleichzeitigen Handschriften unterscheiden. Das Buch sollte nicht wie gedruckt (neumodisch), sondern wie geschrieben aussehen.
Im Rahmen des Vortrags wird es darum gehen, anhand ausgewählter Beispiele den Weg zur Erfindung, Gutenbergs persönliche Katastrophe mit der Erfindung (Pleite), aber auch das Revolutionäre der Erfindung herauszupräparieren. -
Japan
Michel Kaufmann
Friedberg18. November 2024
Montag 19:30 UhrDie japanische Schrift: Wenn Striche zu Bildern werden
Die japanische Schrift gilt als eines der kompliziertesten Schriftsysteme der Welt. Sie nutzt nicht nur ein, sondern gleich drei – eigentlich sogar vier – Zeichensysteme parallel. In ihrem Zentrum stehen die Kanji. Chinesische Schriftzeichen, die ursprünglich gar nicht recht passen wollten zur Sprache aus dem Land der aufgehenden Sonne. Geblieben sind sie, zahlreichen Reformgedanken zum Trotz, dennoch. Gebildete Japaner beherrschen rund 3.000 chinesische Schriftzeichen, von denen jedes mehrere Bedeutungen, Lesungen und Kombinationsmöglichkeiten hat. Hinzu kommen zwei Silbenalphabete, die jeder, der die Sprache lesen und schreiben möchte, beherrschen muss. Kurz: Es ist kompliziert. Zugleich weist die japanische Schrift eine unvergleichliche Eleganz und eine ganz besondere Ästhetik auf, die aus dem Spannungsfeld zwischen gesprochenem und geschriebenem Japanisch erwächst. Den nicht-japanischen Beobachter lehrt sie, was es heißt, Analphabet zu sein, und lässt ihn selbst nach jahrelangem Studium immer wieder erstaunt zurück. Vor allem aber ist sie eins: unvergleichlich bildhaft und wunderschön.
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Semiotik
Dr. Matthias Eigelsheimer
Schmitten20. Januar 2025
Montag 19:30 UhrDie Rose und das Zeichen
Vielen Menschen ist der Name Umberto Eco ein Begriff, denn sein im Mittelalter spielender Kriminalroman 'Der Name der Rose' wurde aufsehenerregend verfilmt. Wahrscheinlich wissen nicht alle, dass allein der Titel des Buches schon ein Verweis ist auf Ecos hauptsächliche Profession: Er war Semiotiker, das heißt, er beschäftigte sich mit der Wissenschaft der Zeichen und ihrer Bedeutung. Wer nicht nur den Film gesehen, sondern auch das Buch gelesen hat, wird sich vielleicht erinnern, dass der Unterschied zwischen dem Objekt 'Rose' und dem Namen dafür einen erheblichen Raum einnimmt. An diesem Abend wollen wir ein bisschen erkunden, was es mit der Semiotik auf sich hat, mit ihrer Tradition seit der Antike bis hin zu Eco; und warum es in einer Umwelt voller Emojis und anderer Zeichen durchaus von Vorteil sein könnte, davon etwas zu wissen.
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Archäologie
Dr. Matthias Recke
Universität Frankfurt17. Februar 2025
Montag 19:30 UhrZeichen und Symbole der griechischen Antike
Die Welt der antiken Griechen war voller Zeichen. Simple Kennzeichnungen zum Besitz von Eigentum oder starke und mächtige Symbole wie die der gewaltigen Schildzeichen der Krieger, die eine Aussage über ihre Träger suggerieren sollten. Manches davon lässt sich auch heute noch problemlos lesen, manches ist ohne den Kontext nur schwer und für moderne Menschen kaum zu verstehen. Aber bereits in der Antike gab es viele Zeichen, die den zeitgenössischen Menschen nicht verständlich waren – ja, gar nicht verständlich sein konnten. So konnte sich nach antiker Auffassung insbesondere der Wille der übermächtigen Götter auf eine Weise offenbaren, die zu erfassen den Verstand der gewöhnlichen Sterblichen überforderte. Göttliche Zeichen zu lesen erforderte eine Kunstfertigkeit und eine lange Spezialisierung, die nur Wenige besaßen. Zu den bekanntesten Versuchen, die Zeichen der Götter zu ergründen, gehört die Eingeweide-, insbesondere die Leberschau, und der Vogelflug. Der reich illustrierte Vortrag wird die unendliche Fülle und Breite antiker Zeichensymbolik durch die Epochen hinweg präsentieren und häufig eine erstaunliche Aktualität aufzeigen.
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Film
Daniel Libertus, M.A.
Butzbach10. März 2025
Montag 19:30 UhrDie filmische Bildgestaltung als Quelle von Zeichen und Symbolen
Filme sind voller Zeichen und Symbole. Neben offensichtlichen Zeichen, die den Plot weiterbringen sollen, entwickelte sich eine nicht immer offensichtliche Filmsprache. Mit einhergehenden Sehgewohnheiten kann diese Filmsprache dazu genutzt werden, um bestimmte Emotionen bei den Zuschauerinnen und Zuschauern zu wecken. Bereits hinter der Kamera und im sogenannten Bildaufbau werden dazu entscheidende Schritte unternommen. In einer Dekonstruktion einzelner Bilder nähern wir uns der Schule des Sehens, um der Semantik der Bildsprache im Film auf die Spur zu kommen.
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Kunst
Programmänderung! Der Architektur Vortrag entfällt, stattdessen:
Jan Daniel Fritz
Friedberg31. März 2025
Montag 19:30 Uhr
Zeichen und Symbole in der abstrakten KunstEin Vortrag über die Geschichte und Bedeutung von Zeichensystemen in der Kunst anhand von konkreten Beispielen. Themenbereiche wie das magische Quadrat, der goldene Schnitt oder die Fibonacci Zahlenreihe haben in Kunst und Wissenschaft Bilder geschaffen, die uns ein abstraktes Wesen der Wirklichkeit vermitteln können.
Im Anschluss findet die Jahreshauptversammlung für 2024 statt.
Mit freundlicher Unterstützung
Das Projekt wird vom Hessischen Ministerium für
Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur gefördert.
Kultur auf der Spur - Volksbildungsverein Friedberg/Hessen e.V.
ist ein alter Verein mit einem immerjungen Ziel.
Im Gründungsjahr 1872 wollte er „das Volk bilden“.
Heute ist er „der Kultur auf der Spur“.
In jeder Saison wird ein Thema aus möglichst unterschiedlichen Richtungen beleuchtet.
Entdecken Sie Mitschnitte ausgewählter Vorträge auf unserem Youtube Kanal.
Die Jahreshauptversammlung für das Jahr 2024 findet am Montag,
den 31. März 2025 im Anschluss an den Vortrag statt.
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